Trauer um Eintracht-Legende Grabowski

Foto: Huebner/Vogler

Welt- und Europameister stirbt im Alter von 77 Jahren

Fußball-Deutschland trauert um Jürgen Grabowski. Der Ehrenspielführer von Eintracht Frankfurt ist am Abend des 10. März im Alter von 77 Jahren gestorben. „Dass Jürgen Grabowski verstorben ist, ist für uns alle unbegreiflich“, sagte Vereinspräsident Peter Fischer tief betroffen. Vorstandssprecher Axel Hellmann erklärte: „In seiner aktiven Zeit war Jürgen Grabowski vielleicht der vollkommenste Spieler, der für die Eintracht gespielt hat. Seine Aura wirkt bis in die Gegenwart.“

Grabowski, der am 7. Juli 1944 in Wiesbaden geboren wurde, wechselte 1965 an den Riederwald. Den Sprung in die Bundesliga schaffte er sofort, bereits in seiner Premierensaison absolvierte er 27 Ligaspiele, in denen er zehn Tore erzielte. In der Nationalmannschaft gehörte er 1966 zum WM-Kader, der in England Vizeweltmeister wurde. Bei der Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko erwarb er sich den Ruf als „Bester Einwechselspieler der Welt“. Seine dritte WM-Teilnahme wurde zum Triumph: An seinem 30. Geburtstag wurde er in München zusammen mit seinem Mannschaftskameraden Bernd Hölzenbein Fußball-Weltmeister 1974.

In der Vereinshymne verewigt

„Deutschlands Stolz, der Grabi und der Holz“, sangen die Fans in den 70er Jahren. Grabowski, der mit der Nationalmannschaft auch den EM-Titel 1972 gewann, feierte mit der Eintracht große Erfolge. So holte das Team mit ihm 1974 den DFB-Pokal. Es war der erste Titel seit der Meisterschaft 1959 und der erste Pokalsieg des Vereins überhaupt. Im folgenden Jahr gelang die Titelverteidigung. In dieser Zeit dichteten die Fans ein weiteres Lied, das heute zu jedem Spiel im Stadion gesungen wird: „Wir haben die Eintracht im Endspiel gesehen, mit dem Jürgen, mit dem Jürgen, sie spielte so gut und sie spielte so schön, mit dem Jürgen Grabowski“. Die Einleitung des Lieds „Schwarz und weiß wie Schnee“ wurde zu einer Liebeserklärung an Grabowski, der dem Eintracht-Spiel der 1970er Jahre den Stempel aufdrückte wie kein Zweiter.

Foul von Matthäus beendete die Karriere

Im Frühjahr 1980 wurde Grabowski durch ein Foul von Lothar Matthäus so schwer verletzt, dass er seine Karriere nicht fortsetzen konnte. Als die Eintracht am Abend des 21. Mai 1980 mit dem Gewinn des UEFA-Pokals den lang ersehnten ersten internationalen Titel erringen konnte, stand Grabowski nicht auf dem Platz. Doch die Mannschaftskameraden und die Fans wussten um seine Bedeutung für die SGE. Bei der Übergabe des Pokals riefen die Fans minutenlang „Grabowski, Grabowski“. Hölzenbein, der den Pokal in Empfang nehmen durfte, reichte die Trophäe unter dem Applaus der 60.000 als erstes weiter an Grabowski.

Wechsel zu den Bayern scheiterte

Im Oktober 1980 verabschiedete sich Grabowski von der großen Fußballbühne. Zum Abschiedsspiel kamen die Nationalmannschaft und mehr als 40.000 Fans. Insgesamt hatte er für die Eintracht 555 Pflichtspiele absolviert und 151 Tore geschossen. Nur einmal wollte er weg, doch 1969 verweigerte Präsident Rudi Gramlich die Freigabe für einen Wechsel zum FC Bayern München.

Nach seiner Karriere genoss Grabowski das Golfspiel, er schwärmte für Autos, kickte in Traditionsmannschaften und betrieb weiterhin eine Versicherungsagentur in Taunusstein, wo er auch mit seiner Frau Helga lebte. In den vergangenen Jahren war er gesundheitlich schwer angeschlagen. Regelmäßig musste er zur Dialyse. Die Reisen ins Stadion fielen ihm schwer, aber im Herbst 2021 war er wieder zu einigen Spielen vor Ort. Nun ist Jürgen Grabowski gestorben.

Von Stephan Köhnlein

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