Samuele Campo: Die unverständliche Neuverpflichtung

Samuele Campo (hinten links) bei seinem kurzen Einsatz gegen den Karlsruher SC. Foto: Arthur Schönbein

Leihspieler aus Basel kommt kaum zum Zug

Im Spiel bei Eintracht Braunschweig fehlte Samuele Campo wegen Fersenproblemen. Aber auch ohne Verletzung wäre die Wahrscheinlichkeit für einen Einsatz relativ gering gewesen: In den fünf der vorangegangenen Partien, hatte der in der Winterpause vom FC Basel ausgeliehene Schweizer jeweils 90 Minuten auf der Bank gesessen. Nur beim 0:1 gegen den Karlsruher SC durfte er in der Schlussphase sieben Minuten ran.

Dabei war der 25 Jahre alte Mittelfeldspieler eigentlich nach Darmstadt gekommen, um wieder Spielpraxis zu sammeln und die Freude am Fußball wiederzufinden. Beim Schweizer Spitzenclub hatte er sein Können immer wieder unter Beweis gestellt, unter anderem mit einem sehenswerten Freistoßtor vor rund einem Jahr in der Europa League gegen Eintracht Frankfurt. Zuletzt hatte er jedoch bei Basel-Coach und Ex-Bundesliga-Profi Ciriaco Sforza keine Rolle mehr gespielt.

Dass er auch in Darmstadt bislang keine Rolle spielte, erläuterte Trainer Markus Anfang nach dem 4:1 über Aue folgendermaßen: Campo agiere als offensiver Mittelfeldspieler zwischen den Linien, doch man habe derzeit den Fokus darauf gerichtet, mehr gegen den Ball zu arbeiten. „Ich habe mit Samu diese Woche ein Gespräch geführt“, erklärte der Lilien-Coach und fügte an: „Ich glaube, Samu hat das auch verstanden.“

Überangebot im Mittelfeld

Es stellt sich allerdings die Frage, wieso man Campo überhaupt geholt hat, wenn man ihn nicht spielen lässt. „Samuele ist ein technisch starker Spieler, der aus dem Mittelfeld heraus viel Torgefahr ausstrahlt und darüber hinaus sehr gute Standards mit seinem linken Fuß tritt“, hatte Sportchef Carsten Wehlmann bei der Verpflichtung erklärt.

Anfang hatte darauf verwiesen, dass man die Last des Toreschießens auf mehrere Schultern verteilen wolle, nachdem in der Hinrunde hauptsächlich Serdar Dursun und Tobias Kempe getroffen hatten. Das ist mittlerweile auch ohne Campo gelungen, weil Marvin Mehlem, Tim Skarke und Mathias Honsak inzwischen öfter einnetzen.

Vor allem aber sind die Lilien auf Campos Stammposition im zentralen offensiven Mittelfeld ohnehin gut besetzt. Geholt wurde der Schweizer noch vor dem mutmaßlichen Abgang seines Mitbewerbers Seung-ho Paik. Doch auch ohne Paik stehen in Campo, Kempe, Mehlem, Honsak und Fabian Schnellhardt fünf Spieler für derzeit eine Position zur Verfügung. Selbst Vizekapitän Kempe, der in der Hinrunde gesetzt war, musste in den vergangenen zwei Spielen zunächst auf der Bank Platz nehmen.

Anfang wollte einen Defensivspieler

Anfang selbst hatte in der Winterpause vor der Verpflichtung Campos erklärt, er wünsche sich einen Linksfuß mit Defensivqualitäten als Back-up für Fabian Holland. Bekommen hat er zwar einen Linksfuß, aber keineswegs einen Holland-Vertreter. Dem Eindruck, man habe in Campo einen Spieler verpflichtet habe, den der Trainer womöglich gar nicht gewollt habe, ist Wehlmann entschieden entgegengetreten: Der Verein hole keinen Spieler, den irgendjemand nicht haben wolle. Das könne man sich gar nicht leisten und überhaupt: „Das haben wir als Darmstadt 98 in der Vergangenheit nicht gemacht, und das werden wir auch in der Zukunft nicht machen.“

Kaufoption im Sommer

Ob die Kaufoption, die der SV Darmstadt 98 auf Campo hat, im Sommer gezogen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt sehr fraglich. Abgeschrieben ist der Schweizer aber nach Aussage Anfangs auf keinen Fall. „Er wird sich weiter im Training anbieten. Es ist ja nicht so, dass er nicht defensiv arbeiten kann“, sagte der Lilien-Coach. „Ich denke, dass seine Zeit auch kommt und er seine Spiele auf jeden Fall noch bekommen wird.“

Von Stephan Köhnlein

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