Podiumsdiskussion zum Baustopp an den Beruflichen Schulen

In der dritten Runde der Podiumsdiskussion zur Zukunft der Beruflichen Schulen Groß-Gerau ging es auch um politische Fragen. Von links: MdL Sascha Meier (Grüne), MdL Kerstin Geis (SPD), Landrat Thomas Will und MdL Sabine Bächle-Scholz (CDU). Foto: Kreisverwaltung

Landrat macht Hoffnung

KREIS GROSS-GERAU – Für große Unruhe hatte die Nachricht des Kreises gesorgt, dass der seit Jahren sehnlichst erwartete Neubau für die Beruflichen Schulen Groß-Gerau (BSGG) weiter in die Ferne rückt, weil ein Baustopp für das zum Auftakt nötige Parkhaus am Schulgelände verkündet wurde – mit der Folge, dass auch die daran hängenden weiteren Baumaßnahmen ausgebremst waren.

Hintergrund ist die Haushaltssituation des Kreises (im Jahr 2023 vorläufige Haushaltsführung, für 2024 gibt es noch keinen genehmigten Haushalt). Die Aufsichtsbehörde, das Darmstädter Regierungspräsidium, hatte im Dezember diebenötigte Verpflichtungsermächtigung abgelehnt, die vom Gebäudemanagement der Kreisverwaltung beantragt worden war, um den Bau über Mittel finanzieren zu können, die von 2023 ins Jahr 2024 übertragen werden sollten.

BSGG-Schulleiterin Sabine Kämpf und ihre Schulgemeinde wurden daraufhin aktiv und organisierten für Montag, 26. Februar, eine Podiumsdiskussion, um über den Stand der Dinge zu informieren und vor allem, um – angesichts der unbefriedigenden Unterrichtssituation an der BSGG mit mehreren Container-Standorten – auf die Dringlichkeit der Baumaßnahme hinzuweisen. Moderator Christian Döring führte in drei Gesprächsrunden auf der Bühne durch die Veranstaltung in der voll besetzten Schulaula.

Landrat Thomas Will, der in der dritten Runde befragt wurde, hatte Nachrichten dabei, die die Schulgemeinde ein wenig aufatmen ließen. „Ich gehe davon aus, dass wir nach unseren derzeit laufenden Gesprächen mit der Kommunalaufsicht einen genehmigungsfähigen Etat bekommen, der Mitte April vom Kreistag verabschiedet werden könnte. Es wurde uns signalisiert, dass danach binnen kurzer Zeit die Genehmigung vorliegen kann.“

Dann könne der Kreis im Frühsommer sofort loslegen, sodass die Verzögerung der Baumaßnahmen an den Beruflichen Schulen in Groß-Gerau wenigstens nur ein drei Viertel Jahr betrüge. „Und: Wir haben dann Planungssicherheit für die kommenden Jahre – für Parkhaus, Neubau des Schulgebäudes und Mensa“, so Thomas Will. Was die Gesamtlage angeht, so plädierte der Landrat erneut für eine langfristige Verbesserung der kommunalen Finanzstrukturen: „Wir brauchen eine Bildungsoffensive von Land und Bund, allein bekommen die Kommunen das nicht hin.“

In den weiteren Kurzinterviews machten die Redner deutlich, warum die Modernisierung der Beruflichen Schulen – in Groß-Gerau und generell – so wichtig ist. Dass praxisbezogener Unterricht für die knapp 3000 Schüler kaum der nur unter großen Umständen („Ausflüge“ zur PDS-Oberstufe) möglich ist. Dass die Kfz-Werkstatt veraltet ist. Und dass die berufliche Ausbildung unattraktiv wird, dass durch die ständige Frustration Abwanderung von Lehrkräften wie von Azubis droht, Dabei ist die duale Ausbildung mehr denn je ein wesentlicher Baustein der Bildungslandschaft, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels, wie in vielen Redebeiträgen zu hören war.

Stefan Stein, Vorsitzender des Kreiselternbeirats, bedauerte, dass kein Vertreter des ebenfalls eingeladenen Regierungspräsidiums zur Veranstaltung gekommen war, und appellierte an die anwesenden Politiker, in Sachen Bildung zusammenzuarbeiten statt parteipolitische Auseinandersetzungen fortzuführen. Dirk Meyer, Hauptgeschäftsführer der HessenChemie, verglich die Situation an Schulen im Land mit der von Straßen und Brücken: „Wir haben einen Sanierungsstau.“ Dr. Marcel Walter, Geschäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung bei der IHK Darmstadt Rhein-Main Neckar, warnte vor einem Teufelskreis: „Schul- und Ausbildungsstandorte dürfen nicht durch Unattraktivität von den Jugendlichen wegrücken.“

Weitere Podiumsgäste und von Christian Döring aus dem Publikum heraus Befragte waren: die Schulleiterin, die BSGG-Lehrkräfte Christian Roos, Friedhelm Ernst (auch Kreisvorstand der GEW), Julia Haunschild, Holger Hansen und Iris Tiedemann, Schülervertreter Lucas Buchmeier, Florian Schöll (Geschäftsführer des Geschäftsbereichs Bildung bei der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main), Stefan Häusele vom Vorstand der Soka Gerüstbau – angehende Gerüstbauer aus acht Bundesländern lernen in Groß-Gerau –, Prof. Dr. Bernhard Gross, Studiendekan der Hochschule RheinMain, welche eng mit den BSGG zusammenarbeitet, sowie die Landtagsabgeordneten Kerstin Geis (SPD), Sabine Bächle-Scholz (CDU) und Sascha Meier (Grüne).

(PS)

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