Medizinische Soforthilfe für Frauen

Mit Plakaten und Aktionen informieren Kreis Groß-Gerau und GPR Klinikum Rüsselsheim über das Modellprojekt Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung. Den offiziellen Startschuss gaben am Mittwoch (von links) GPR-Geschäftsführer Achim Neyer, Prof. Dr. Eric Steiner, Chefarzt der Frauenklinik, Judith Kolbe, Leiterin des Büros für Frauen und Chancengleichheit der Kreisverwaltung, sowie Landrat Thomas Will. Foto: GPR Klinikum

Modellprojekt startet, Versorgungslücke wird geschlossen

Kreis Groß-Gerau – Im Landkreis Groß-Gerau startete am 15. Dezember 2021 das Modellprojekt Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung. Dabei kooperiert das Büro für Frauen und Chancengleichheit der Kreisverwaltung Groß-Gerau mit dem GPR Klinikum in Rüsselsheim am Main. Beide möchten damit eine Versorgungslücke schließen. Menschen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, können sich nun im GPR Klinikum Rüsselsheim sowohl medizinisch versorgen lassen als auch die Spuren einer Vergewaltigung gerichtsfest sichern lassen, ohne dass eine polizeiliche Anzeige erfolgen muss. So können die Opfer der Gewalttat auch später noch entscheiden, ob sie Anzeige erstatten möchten. Zudem haben die Frauen die Möglichkeit, Beratung durch Frauen helfen Frauen e.V. zu erhalten.

Der Landkreis Groß-Gerau möchte so zum einen die medizinische Versorgung nach einer Vergewaltigung, auch für Menschen ohne Versicherungsschutz, sicherstellen, als auch die hohe Dunkelziffer verringern. Die Versorgung ist vertraulich. Eine Anzeige erfolgt nicht, weder durch die Klinik, eine Praxis oder die Beratungsstelle Frauen helfen Frauen e.V.

„Die enge Vernetzung von Verwaltung, Klinik, Politik, Rechtsmedizin und Beratungsstellen soll Hürden abbauen. Betroffene Menschen bleiben häufig medizinisch unversorgt, zum Teil, weil sie Sorge haben, dass gegen ihren Willen eine Anzeige erstattet wird. Diese Lücke wollen wir mit dem Modellprojekt schließen“, sagt Judith Kolbe, Leiterin des Büros für Frauen und Chancengleichheit der Kreisverwaltung.

„Es ist sehr gut, dass wir unser Netzwerk der sozialen Hilfen und Dienste im Kreis Groß-Gerau noch enger knüpfen können“, ergänzt Landrat Thomas Will. „Ich bin froh über dieses niederschwellige Angebot und danke dem GPR Klinikum für die gute Zusammenarbeit.“

„Als Kooperationspartner dieses Projektes können wir Frauen den Druck nehmen, eine Anzeige zu erstatten, und trotzdem wird ihnen hier im GPR Klinikum medizinische Hilfe auf höchstem Niveau ermöglicht“, so GPR-Geschäftsführer Achim Neyer. „Es ist ein beruhigendes Gefühl, in einer derart einschneidenden und belastenden Situation rechtssichere, vertrauliche und zugewandte Hilfe anbieten zu können“, ergänzt Prof. Dr. Eric Steiner, Chefarzt der Frauenklinik im GPR Klinikum.

Von Dezember 2021 bis März 2022 fahren zwei Busse durch den Landkreis, auf denen die Plakate zur medizinischen Soforthilfe gedruckt sind. Die Buswerbung wurde ermöglicht durch die Förderung durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration.
Weitere Aktionen, um die Öffentlichkeit über das Modellprojekt zu informieren, sind in Planung.

ggr

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein