Lieberknecht will Schubladendenken lösen

Fabian Holland spielte in München an ungewohnter Position. Foto: Arthur Schönbein

Personalrochaden des Darmstadt-Coaches zeigen neue Optionen

Für das Pokalspiel gegen den TSV 1860 München baute Trainer Torsten Lieberknecht die Mannschaft des SV Darmstadt 98 im Vergleich zum Spiel beim Karlsruher SC nahezu komplett um. Auch wenn bei Weitem nicht alles funktionierte und das Spiel im Elfmeterschießen verloren ging, gab es dabei doch einige wertvolle Erkenntnisse und Ansätze für Hoffnung, wie eine Analyse des Online-Magazins Lilienblog ergab.

Der Wechsel im Tor

Nach zwei Spielen Corona-Quarantäne-Pause kehrte Marcel Schuhen ins Tor zurück. Neuzugang Morten Behrens hatte zwar gegen Regensburg ordentlich debütiert, gegen Karlsruhe aber einige Wackler gehabt. „Mit Schuh war abgesprochen, dass er aufgrund der Quarantäne-Situation auf jeden Fall das Pokalspiel bekommt“, sagte Lieberknecht. Der Wechsel zahlte sich aus. Schuhen dirigierte lautstark, hatte mehrere gute Paraden. Entsprechend zufrieden war auch sein Coach: „Ich finde, er hat es richtig gut gemacht. Gerade die erste Chance durch Lex hat er sensationell gehalten.“ Beim Tor der Löwen monierte nicht nur Schuhen, dass ihm die Sicht durch einen Löwen-Spieler in Abseitsposition versperrt war.

Tendenz: Schuhen steht auch in der Liga gegen Ingolstadt im Tor.

Zwei Stürmer

Ein Stürmer – das war beim SV Darmstadt 98 in den vergangenen Jahren unabhängig vom Trainer fast schon ein Gesetz. Gegen die Löwen standen Phillip Tietz und Luca Pfeiffer gemeinsam in der Startformation. „Wir wollten mehr Wucht entwickeln“, sagte Lieberknecht zu seiner Entscheidung. Bei Tietz klappte zwar noch nicht alles, doch er zeigte seine bislang beste Partie im Lilien-Trikot. Der Neuzugang vom SV Wehen Wiesbaden ackerte viel, machte lange Wege, half hinten aus und schuf vorne Räume für Pfeiffer. Dem war zwar der Trainingsrückstand noch anzusehen. Doch der auf den ersten Blick manchmal etwas behäbig wirkende Sturmtank machte in seinem ersten Startelf-Einsatz den Ausgleich. Mit seinem Lattentreffer in der 22. Minute hatte er eine weitere Großchance. Wenn er erstmal seine volle Spritzigkeit hat, können die Lilien an ihm noch viel Freude an der Leihgabe aus Dänemark haben.

Tendenz: Auf jeden Fall eine Option, die man wiederholen kann.

Fabian Holland als Sechser

Seit seinem Wechsel zum SV Darmstadt 98 im Sommer 2014 war Fabian Holland auf der linken defensiven Außenbahn eine Institution und bestritt dort nahezu alle Spiele. Gegen 1860 durfte er im defensiven Mittelfeld ran. Dort war er ausgesprochen präsent, zweikampfstark und leitete im Umschaltspiel immer wieder gute Offensivaktionen ein. „Wir wollten einfach mal Schubladen lösen und Spieler auf anderen Positionen bringen, damit sie sich einfach mal etwas freier bewegen auf dem Platz“, sagte Lieberknecht allgemein und bezogen auf Holland: „Wir wissen aus dem Training, dass er das spielen kann.“

Tendenz: Der Kapitän wirkt im Zentrum wesentlich präsenter als auf der Außenbahn. Wenn die Abstimmung mit Neuzugang Nemanja Celic noch etwas besser funktioniert, könnte das die Probleme auf der Position vor der Abwehr lösen.

Die Juniorverteidigung Isherwood-Riedel

Bei Thomas Isherwood musste Lieberknecht selbst nachfragen, wann er das letzte Pflichtspiel von Anfang an bestritten hatte. Es war am 6. Dezember 2020. Der Schwede, der in der vergangenen Winterpause zum SV Darmstadt 98 gewechselt war und seitdem immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen war, ersetzte Lasse Sobiech, der mit muskulären Problemen ausgefallen war. Nach wenigen Minuten fast der 23-Jährige das 0:1 verschuldet, als er Gegenspieler Lex passieren ließ. Doch danach kämpfte er sich in die Partie, warf sich aufopferungsvoll in die Bälle und wurde nach 90 Minuten völlig ausgepumpt ausgewechselt. Nebenmann Clemens Riedel (18) stand abermals in der Startformation und bot eine souveräne Leistung – sogar mit mutigen Offensivaktionen.

Tendenz: Sobiech wird nach seiner Verletzung zurückkehren, Isherwood, Riedel, Patric Pfeiffer, aber auch Jannik Müller sind Kandidaten für die zweite Planstelle in der Innenverteidigung.

Von Stephan Köhnlein

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