Kreisklinik: Eine Zwischenbilanz nach Kreistagsbeschluss 2017

Ein Jahr der Neuerungen nach dem Kreistags-Beschluss, die Kreisklinik Groß-Gerau zu erhalten und eigenständig weiterzuführen

Groß-Gerau – Ein gutes Jahr nach dem KreistagsBeschluss, die Kreisklinik Groß-Gerau zu erhalten und eigenständig weiterzuführen, zogen Landrat Thomas Will und Klinikleitung bei einem Pressegespräch Zwischenbilanz. Viel ist seit Mai 2017 passiert, um das angeschlagene Krankenhaus wieder auf die Beine zu bringen, sagte Reinhold Linn, seit November 2016 Geschäftsführer der Kreisklinik. Eine wesentliche Aufgabe sei es gewesen, medizinisches und pflegerisches Personal zu rekrutieren, um den Auftrag in den Fachgebieten Innere Medizin, Chirurgie sowie Gynäkologie und Geburtshilfe weiterhin zum Wohle der Bevölkerung erfüllen zu können.

Nachdem wegen der vorher geplanten Neuorientierung der Klinik in Richtung Zentrum für Altersmedizin und der zwischenzeitlich unklaren Zukunft einige Angestellte dem Haus den Rücken gekehrt hatten, mehrten sich die Initiativbewerbungen in allen Bereichen, betonte Reinhold Linn. Inzwischen ist das Krankenhaus personell wieder gut aufgestellt. Ärzte- und Pflegeteams sind praktisch komplett. Das ermöglicht den Aufbau von Spezialisierungen und Zertifizierungen: etwa den eines Beckenbodenzentrums, einer Klinik für Diabetes-Patienten und eines Darmkrebszentrums. „Angesichts der in der Kreisklinik vorhandenen Kompetenzen brauchen wir uns wahrlich nicht zu verstecken“, betonte der Ärztliche Direktor Dr. Manfred Geeren bei der Pressekonferenz.

Aktuell und in naher Zukunft sollen zahlreiche Maßnahmen gewährleisten, dass die Klinik langfristig auf einer soliden Grundlage steht. So werden Prozesse in den Abteilungen weiter optimiert. Das Gleiche gilt für die Servicequalität, die Datenerfassung und die OP-Abläufe, bei deren Standardisierung innerhalb eines Pilotprojekts ein OP-Infosystem hilft, wie Reinhold Linn erklärte. Auch ist inzwischen eine Gesellschaft zum Aufbau eines an die Klinik angegliederten Medizinischen Versorgungszentrums gegründet worden.

Anfang September geht die neue allgemeinchirurgische Station im dritten Stock des Bettenhauses in Betrieb, dann treten auch die dazugehörigen Pflegekräfte und eine neue Oberärztin Darmchirurgie ihren Dienst in Groß-Gerau an. Thomas Schumann, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie, stellte in diesem Zusammenhang beim Pressegespräch das wachsende Leistungsspektrum seiner Abteilung vor. Operationen an Schilddrüse, Magen und Darm gehören ebenso zu ihren Leistungen wie die Resektion von Lebermetastasen und die Tumorkonferenz. Die Zahl der Operationen pro Monat sei 2018 bereits deutlich gestiegen. Mit weiteren Steigerungen sei angesichts der wachsenden und älter werdenden Bevölkerung zu rechnen. 

Thomas Schumann berichtete zudem von seiner Kontaktaufnahme zu den niedergelassenen Ärzten im Umkreis, um auf die Kreisklinik und ihre Möglichkeiten aufmerksam zu machen.

Die Kreisklinik Groß-Gerau wird weiterhin Klinik der Notfallversorgung sein. „Wir erfüllen die Bedingungen dafür – mit Schockraum, CT, MRT und Intensivstation mit mindestens sechs Betten. Wir müssen nur noch das TriageSystem einführen“, sagte Geschäftsführer Linn. Zu den Aktivitäten zählt außerdem die Zusammenarbeit mit der Agentur quäntchen + glück, deren Mitarbeiter Philipp Hormel kurz auf die Arbeit an der Imagekampagne und am neuen Logo für die Klinik einging.

Landrat Will erwähnte auch die geplante Neuerschließung des Klinikareals mit neuem Entree, neuem Gebäude der Kreisverwaltung, Verlegung der DRK-Station und Platz für eine Pflegeeinrichtung. Das gesamte bei dem Termin beschriebene Maßnahmen
paket diene dazu, Standortqualität und Daseinsvorsorge für die Menschen im Kreis zu sichern sowie deren Vertrauen zu gewinnen. Bei wachsender Bevölkerungszahl und sinkender Zahl niedergelassener Ärzte steige die Bedeutung der Krankenhäuser, betonten Thomas Will und Reinhold Linn, der auch die „gerechte Entlohnung“ der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Groß-Gerau sowie die gute und familiäre Atmosphäre in der Klinik ansprach.

Dass die angestrebte Reduzierung des vom Kreis zu übernehmenden Verlustausgleichs auf maximal drei Millionen Euro im Jahr – trotz steigender Patientenzahlen – längst nicht erreicht ist, verschwiegen Landrat und Geschäftsführer nicht. Sie erklärten dies unter anderem mit den zu Beginn des Neustarts erforderlichen Investitionen und dem Wiederaufbau des Personalpools: Gab es Ende 2017 277 Vollkräfte, so sind es aktuell bereits 311. Da aber auch die Zahl der Operationen und die Zahl der Zuweisungen von niedergelassenen Ärzten aus dem Kreisgebiet steigt, sind die Verantwortlichen zuversichtlich, dass am Ende auch das angestrebte finanzielle Ergebnis erreicht werden kann.

ggr

Foto: Kreisverwaltung

 

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