Kreis Groß-Gerau: Digitaler Elternabend zum Thema „Cybergrooming“

Symbolbild: Pixabay

Wichtige Aufklärungsarbeit

KREIS GROSS-GERAU – Kontakt herstellen, Vertrauen aufbauen, Erpressung und Manipulation: Nach diesem Schema gehen Täter*innen vor, um gezielt sexuelle Kontakte mit Minderjährigen im Internet anzubahnen. Dieses Phänomen nennt sich Cybergrooming und ist in Deutschland verboten. Es kann schwerwiegende Folgen für junge Menschen haben, wenn sie Opfer eines solchen Übergriffs geworden sind. Sexualisierte Gewalt im Netz ist ein schambesetztes Thema, über das nicht gern gesprochen wird. Es muss daher von einem beträchtlichen Dunkelfeld Betroffener ausgegangen werden.

Ein kostenfreier digitaler Elternabend zu Cybergrooming für Eltern der Kinder und Jugendlichen an weiterführenden Schulen im Kreis Groß-Gerau sorgte am 23. März für einige Aufklärung. Veranstaltet wurde er von der Schulsozialarbeit des Kreises Groß-Gerau, von Kreisjugendförderung und Jugendbildungswerk des Kreises Groß-Gerau in Kooperation mit dem Polizeipräsidium Südhessen. Technischer Support bot das Medienzentrum des Kreises.

Die Präventionsveranstaltung fand im Rahmen der vom Kreis unterstützten Kampagne „Brich dein Schweigen“ des Polizeipräsidiums Südhessens statt, die sexuellen Übergriffen auf Kinder und Jugendliche vorbeugen soll. Auch der Schirmherr der Kampagne, der Polizeivizepräsident des Polizeipräsidiums Südhessen Rudi Heimann, nahm am Elternabend teil. Nach der Begrüßung durch Landrat Thomas Will referierte Rebecca Michl-Krauß von der EU-Initiative klicksafe über Cybergrooming, Strategien von Täter*innen sowie über Möglichkeiten, wie Eltern ihre Kinder schützen können. Sie wies unter anderem darauf hin, dass in den letzten Jahren auch vermehrt Minderjährige selbst Täter*innen sind.

Der im Anschluss vorgeführte einstündige Film „Gefangen im Netz“ zeigt drei junge Schauspielerinnen, die sich im Netz als Zwölfjährige ausgeben und sich unter fiktiven Profilen auf unterschiedlichen Internet-Plattformen aufhalten. Zu sehen ist, wie Täter*innen (meist Männer) rasch Kontakt zu den vermeintlich Minderjährigen suchen. Die meisten der Täter*innen fragen nach Sex am Bildschirm, schicken entsprechende Fotos oder Links zu Pornoseiten und fordern intime Aufnahmen der Kinder ein. Können sie dies mit Freundlichkeit und Schmeicheleien nicht erreichen, versuchen es einige auch mit Manipulation und Erpressung.

Die Jugendkoordinatorin der Polizei für den Kreis Groß-Gerau, Linda Daum, erläuterte Möglichkeiten polizeilicher Ermittlungen im Fall von Cybergrooming. Weitere Expert*innen für das Thema „Sexualisierte (digitale) Gewalt“ sind die Vertreter*innen der Fachberatungsstellen im Kreis Groß-Gerau, die beim Elternabend ihre Angebote vorstellten. Betroffene finden Unterstützung bei der Erziehungsberatungsstelle des Kreises Groß-Gerau, bei Wildwasser e.V. und pro familia e.V. Ebenso können sich betroffene Kinder, Jugendliche und Eltern an die Schulsozialarbeit ihrer jeweiligen Schule wenden. Sie unterstützt im Verdachtsfall und vermittelt bei Bedarf an die Fachberatungsstellen. Auf der Homepage der Kreisjugendförderung sind weitere Informationen und Hinweise zu finden.

Alle anwesenden Expert*innen standen den Teilnehmenden des Elternabends zur Beantwortung ihrer Fragen zur Verfügung. Im Gespräch wurde deutlich, wie wichtig Prävention ist, die u.a. in Form von Angeboten an Schulen sowie Beratung und Qualifizierungen für Fachkräfte stattfindet. Die Kampagne „Brich dein Schweigen“ umfasst zahlreiche Maßnahmen, die zur Prävention und Aufklärung beitragen sollen. Wenn etwas passiert ist, heißt es zunächst: Ruhe bewahren, immer erst prüfen, was die betroffene Person braucht, und keinesfalls Vorwürfe machen. In professionellen Gesprächsangeboten der Fachberatungsstellen kann gemeinsam überlegt werden, ob eine Anzeige sinnvoll ist.

Die Einladung zum Elternabend stieß auf großes Interesse, rund 130 Anmeldungen interessierter Eltern waren eingegangen. Viele Eltern zeigten sich fassungslos und sehr betroffen von der Thematik und waren dankbar für die weiterführenden Informationen, die sie in der Veranstaltung erhielten.

Weitere Infos gibt es bei der Schulsozialarbeit des Kreises Groß-Gerau, Telefon 06152 989-396 (Susanne Koenen) oder Kreisjugendförderung/Jugendbildungswerk, Telefon 06152 989-84322 (Catharina Hangen).

(PS)

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