Klaus Gjasula: Ohne Rücksicht auf Verluste

Klaus Gjasula im Spiel gegen Fortuna Düsseldorf. Foto: Arthur Schönbein

Der Darmstädter Defensivabräumer ist wichtig – Die vielen Karten sind ein Problem

Das Einsteigen war ungeschickt und überflüssig: In der 87. Minute rannte der bereits verwarnte Klaus Gjasula vom SV Darmstadt 98 in seinen Düsseldorfer Gegenspieler Daniel Ginczek, obwohl der Ball schon lange weg war. Ginczek verlor die Nerven, trat nach und flog vom Platz. Aber auch Gjasula bekam für sein Einsteigen völlig zu Recht die Gelb-Rote Karte.

Es ist das zweite Mal in dieser Saison, dass der Albaner vorzeitig vom Platz geschickt wurde. Bereits gegen Bremen hatte er nach Video-Beweis für ein hartes Einsteigen Rot gesehen. Über eine Stunde mussten die Lilien in Unterzahl spielen, letztlich zu lang, um dem Bremer Druck standzuhalten. Das Spiel ging verloren.

Die Hinausstellung Gjasulas gegen Düsseldorf war für den Spielausgang nicht mehr entscheidend. Allerdings fehlt er den Lilien nun im letzten Saisonspiel gegen Paderborn. Dabei wäre die Erfahrung des 32 Jahre alten Abräumers da besonders wichtig. Schließlich geht es darum, ruhig und konzentriert zu bleiben, um mit einem Sieg zumindest das zu liefern, was man noch aus eigener Kraft für einen Aufstieg tun kann.

Kein Sündenbock …

Gjasula jetzt zum Sündenbock zu machen, geht sicher zu weit. Mit seiner Verpflichtung zu Saisonbeginn ging es bergauf, die Mannschaft stabilisierte sich. Der Mann ist hart gegen andere, aber auch gegen sich selbst.

Spieler auf seiner Position sind in der Regel ohnehin keine Aspiranten für Fair-Play-Preise, sondern eher der Typ Aggressive Leader. Zur Erinnerung: Gjasulas Vorgänger Victor Palsson musste in der Saison 2019/20 sogar dreimal vorzeitig vom Feld (eine Rote und zwei Gelb-Rote Karten).

Aber: Ohne Gjasula gab es mehr Punkte

Auf der anderen Seite: Wenn Gjasula in dieser Saison fehlte, war das zumindest mit Blick auf die Punktausbeute keine Schwächung: Ohne den Abräumer gab es lediglich in Nürnberg eine Niederlage und die Mannschaft holte in sieben Spielen 19 von 24 möglichen Punkten (2,71 Punkte im Schnitt). Mit Gjasula waren es 38 Punkte in 23 Spielen (1,65 Punkte im Schnitt),

Ohnehin lässt Gjasula in der laufenden Saison ein wenig das “Fingerspitzen-Gefühl” vermissen. Auch in den Vorjahren holte er sich zwar regelmäßig zahlreiche Gelbe Karten ab, hält den Bundesliga-Rekord der meisten Verwarnungen innerhalb einer Saison, flog aber nie vom Platz. Das hatte er in der laufenden Spielzeit nicht so gut im Griff.

Und vor diesem Hintergrund steht auch die Klage auf hölzernen Beinen, wonach Gjasula oft in einer Schublade stecke und schneller verwarnt werde als andere. Das Einsteigen des Spielers in Düsseldorf jedenfalls sprach eine andere Sprache.

Von Stephan Köhnlein

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