Gefahr durch Riesen-Bärenklau

Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) mit Fruchtständen und Blüten in der Nähe des Scheidgrabens in Goddelau. Foto: Matthias Harnisch

„Turn and run!
Nothing can stop them
Around every river and canal their power is growing…

(Dreht Euch um und rennt
nichts kann sie aufhalten
entlang jedes Flusses und Kanals wächst ihre Macht… )

Rockmusik kann prophetisch sein, wie diese Zeilen aus dem Song „The return of the Giant Hogweed“ (Die Rückkehr des Riesen-Bärenklaus) aus einem Song der Gruppe Genesis aus dem Jahr 1971 (!) zeigen. Die Fachgruppe Umwelt informiert über die rasante Verbreitung dieser invasiven Art, warum sie für den Menschen gefährlich ist, was im Kontaktfall zu tun ist und wo es Vorkommen in Riedstadt gibt:

Der Riesen-Bärenklau, der auch unter dem Namen Herkulesstaude bekannt ist und botanisch Heracleum mantegazzianum heißt, ist eine bis zu vier Meter hochwerdende krautige Pflanze, die im Kaukasus beheimatet ist. Der Riesen-Bärenklau wurde im 19. Jahrhundert von Pflanzensammlern und –liebhabern nach Europa eingeführt, wo er aufgrund seines imposanten Wuchses schnell Verbreitung als Zierpflanze in Gärten fand. Von dort aus verwilderte die Pflanze, aber es erfolgte auch eine direkte Ausbringung in die freie Landschaft, beispielsweise als Bienenweide durch Imker. Aufgrund ihrer riesigen Anzahl an Blüten und daraus gebildeten Samen – eine Pflanze kann mehr als 50.000 Samen bilden – führte dies zu einer schnellen Zunahme der Fundorte ab Mitte des 20. Jahrhunderts.

Waren die Wuchsorte zunächst entlang von Gewässern zu finden, ist die Pflanze mittlerweile auch außerhalb der Auen verbreitet. Der Riesen-Bärenklau ist in der Regel eine zweijährige Pflanze, das heißt im ersten Wuchsjahr bildet er eine Blattrosette, aus der im zweiten Wuchsjahr innerhalb weniger Wochen der riesige Stängel mit Blütenstand herauswächst. Nachdem die Samen ausgereift und abgefallen sind, stirbt die Pflanze in der Regel ab. Die große Anzahl an Samen kann dann stellenweise zu einer größeren Ausbreitung führen, wodurch es lokal zu einer Verdrängung heimischer Arten kommen kann. Allerdings sind hierbei die Auswirkungen auf  Flora und Vegetation laut Einschätzung des Bundesamtes für Naturschutz „geringer als häufig angenommen“.
Gravierender sind die Gefahren, die vom Riesen-Bärenklau für die menschliche Gesundheit ausgehen können: Die Pflanze sondert sogenannte Furanocumarine ab, die zum Schutz vor Fraßfeinden und Pilzen dienen, aber auch für den Menschen gefährlich sind. Diese Stoffe sind photoaktiv, das heißt wenn die im Pflanzensaft enthaltenen Furanocumarine auf die Haut gelangen (etwa beim Abreißen von Pflanzenteilen) und dann vom Sonnenlicht aktiviert werden, kann es je nach Schwere zu verbrennungsähnlichen Symptomen bis hin zu schweren Hautentzündungen mit starker Blasenbildung kommen. Im schlimmsten Fall können die Hautveränderungen Verbrennungen dritten Grades gleichen und zu mehrwöchigen Klinikaufenthalten führen.

Deshalb sollten Riesen-Bärenklaupflanzen am besten überhaupt nicht berührt werden. Bei Arbeiten an oder in Bärenklau-Beständen ist vollständige Schutzkleidung zu tragen! Wenn dennoch Pflanzensaft auf die Haut gelangt, sofort mit reichlich Wasser spülen. Bei stärkeren Symptomen ist ein Arzt oder Krankenhaus aufzusuchen. Bei akuten Symptomen gibt die Informationszentrale gegen Vergiftungen der Uni Bonn Rat: 0228 19240.
Furanocumarine kommen auch an anderen Pflanzen vor, beispielsweise auch am heimischen Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium), der Arznei-Engelwurz (Angelica archangelica) oder aber auch an Zitrusfrüchten. Bei all den genannten Pflanzen sind die Konzentrationen aber deutlich geringer und ungefährlicher als beim Riesen-Bärenklau.

In der Büchnerstadt Riedstadt sind an mehreren Stellen zahlreiche Vorkommen des Riesen-Bärenklaus bekannt, insbesondere im Altneckarbett an Scheid-, Dohlgraben und Sandbach sowie am Altrhein in Erfelden und in der Nähe des Hofs Wasserbiblos. Da die Bekämpfung des Riesen-Bärenklaus gefährlich und sehr zeitaufwändig ist, kann die Stadt mit den ihr nur sehr begrenzt zur Verfügung stehenden Mitteln den Riesen-Bärenklau nur an oder in direkter Nähe von Wegen und an häufig frequentierten Bereichen bekämpfen. Dies ist beispielsweise im Bereich des Goller Wäldchens am Naturerlebnispfad oder am Radweg entlang des alten Bahndamms zwischen Goddelau und Wolfskehlen der Fall. An unzugänglichen oder weitab liegenden Stellen kann dagegen keine effektive Bekämpfung erfolgen.

Damit folgt die Stadt den Erfahrungen und Empfehlungen des Bundesamts für Naturschutz, das hier folgendes Fazit zieht: „In Gebieten, in denen der Bärenklau bereits zahlreich vorkommt, können Bekämpfungsmaßnahmen wegen der Wiederbesiedlung durch Samennachschub schnell zu regelmäßigen Pflegemaßnahmen werden. Hier ist eine völlige Ausrottung der Art kein realistisches Ziel. Die Bekämpfung auf einzelnen Flächen kann dennoch (…) sinnvoll sein: wo die Wahrscheinlichkeit des Kontaktes von Menschen – besonders Kindern – mit der Pflanze groß ist, sollte eine Bekämpfung wegen der Gesundheitsgefahr durchgeführt werden.“

Da die völlige Zurückdrängung und Ausrottung des Riesen-Bärenklaus nicht realistisch und eine Bekämpfung nur an ausgewählten, besonders exponierten Stellen möglich ist, sollten die Kenntnis der Pflanzen und das Wissen um die vom Riesen-Bärenklau ausgehenden Gefahren zum Allgemeinwissen werden.

Ausführliche Informationen zum Riesen-Bärenklau bietet das Bundesamt für Naturschutz im Internet. Weitere Informationen finden sich auch im entsprechenden Wikipedia-Eintrag. 

ggr

Zum Vergleich: der einheimische Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) wird maximal 1,50 m hoch. Foto: Matthias Harnisch

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