Erde weg, Rohre rein

Bauleiter Henning Jansen inspiziert die Vortriebsmaschine. Foto: Stadt Riedstadt

Vortriebsmaschine verlegt in Zentralkläranlage im Schnitt 15 Meter Kanal am Tag

Riedstadt – In fünfeinhalb Metern Tiefe inspiziert Bauleiter Henning Jansen von der Baugesellschaft Sonntag aus Bingen die große Vortriebsmaschine, mit der nach Abschluss der letzten Vorarbeiten Rohr für Rohr des neuen Hauptkanals der Zentralkläranlage durchs Erdreich getrieben werden soll. Vorne ist das Schneidrad zu erkennen, das den Boden lockert, sodass die Erde mit einer Spülsuspension gelöst und in Spülrohren nach hinten befördert werden kann. Auf Pressschlitten werden dann die einzelnen Rohre Stück für Stück mit hydraulischen Druck nach vorne geschoben.

Anfang Juli war festgestellt worden, dass eine kleine Delle im Asphalt durch einen Bruch des Hauptkanals verursacht worden war, der Abwasser aus Leeheim, Erfelden, Goddelau, Crumstadt und dem Philippshospital in die Zentralkläranlage führt (wir haben berichtet). Da auch die übrigen Leitungen in der Zentralkläranlage stark korrodiert sind, hatte Stadtwerkeleiterin Saskia Kirsch frühzeitig entschieden, alle Leitungen neu zu machen. „Wir machen das lieber einmal richtig und nachhaltig“, erklärt Kirsch. Denn die Kanäle der Kläranlage sind bereits über 30 Jahre alt. „Zwar haben sie ihren Lebenszyklus noch nicht beendet, aber vor 30 Jahren wurde nicht unbedingt das beste Material eingesetzt“, so die Stadtwerkeleiterin. Das Problem sind die Druckleitungen, in denen das Wasser zum Teil länger steht und anfault. Wenn dann Luft dazu kommt, entsteht Schwefelsäure, das den Beton extrem angreift. Weshalb eigentlich geplant gewesen war, dieses Jahr den Kanal mit Glasfaser-verstärktem Kunststoff auszukleiden –doch dann brach der Hauptkanal.

Während das Abwasser an der Bruchstelle durch einen sogenannten „Hamburger Heber“ umgeleitet wird und der Betrieb auf der Zentralkläranlage unvermindert weiterläuft, wird parallel gebaut. Nachdem zur Vorbereitung insgesamt fünf Gruben mit wasserdichten Spundwänden bis 14 Meter Tiefe und Unterwasserbetonsohlen gebaut wurden, ist nun die Rohr-Vortriebsmaschine eingetroffen und wurde in der ersten Grube aufgebaut. Dort wird sie zunächst 45 Meter des neuen Hauptkanals bis zur Zielgrube verlegen. Ungefähr 15 Meter mit sieben Rohren schafft sie pro Tag, erklärt Jansen.

Insgesamt 120 Meter Hauptkanal sowie 40 Meter eines kleineren Kanals für das interne Abwasser werden neu gebaut, dazu kommen noch neue Schachtbauwerke mit einem Durchmesser von 15 bis 18 Metern, um den Zugang zu den Kanälen zu gewährleisten.

Die Planung und der Bau im laufenden Betrieb bedürfen einer sehr guten Koordination und Kommunikation, betont Stadtwerkeleiterin Kirsch. „Daher bin ich sehr dankbar, dass wir mit der Firma Sonntag und dem Planungsbüro Kolb und Küllmer aus Griesheim zwei so kompetente und fähige Partner haben, die uns bei dieser Herausforderung hervorragend begleiten und unterstützen.“

Wenn alles weiterhin so läuft wie geplant, wird der Rohrvortrieb bis Mitte Januar 2022 fertig, Ende März könnte dann das Abwasser durch die neuen Kanäle fließen, erklärt Bauleiter Sonntag. Im Sommer 2022 soll dann auch die Oberfläche der Zentralkläranlage wieder hergestellt und neu gestaltet werden.

ggr

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