„Die Schattenseiten des Regenbogens“

Regenbogenflagge. Foto: Pixabay

Wissenschaftsstadt weiht Mahnmal des Würzburger Künstlers Matthias Braun ein

DARMSTADT – Zum Gedenken an die Leiden der Menschen, die wegen ihrer homosexuellen Orientierung verfolgt wurden, hat die Wissenschaftsstadt Darmstadt am heutigen Mittwoch, 19. Oktober 2022, am Karolinenplatz das Kunstwerk „Die Schattenseite des Regebogens“ des Würzburger Künstlers Matthias Braun eingeweiht.

„Sexuelle Identität ist eine Conditio Humana, eine Grundbedingung des Menschseins“, betonte OB Partsch anlässlich der Einweihung. „Dass Menschen dafür, wie sie empfinden, begehren und lieben, entrechtet und verfolgt wurden, gehört zu den bittersten Kapiteln unserer Geschichte und erfüllt uns mit Scham. Über mehr als ein Jahrhundert hinweg geschah dies mit dem gnadenlosen Gebrauch des Strafgesetzbuchs; während des Nationalsozialismus schlug diese Entrechtung um in schiere Vernichtung. Daran zu erinnern, wie hartnäckig Vorurteile und Hass auf das Andere sich halten, wie leicht sie in Gewalt münden können, dies wollen wir mit diesem in seiner Zeichenhaftigkeit ebenso wie mit seinem ästhetischen Gehalt gelungenen Mahnmal.“

Solidarität, Trauer und Gedenken an die Opfer zeigen

Brauns Entwurf wurde auf der sogenannten Theaterwiese – zwischen Mollerbau (Haus der Geschichte) und Welcome Hotel – verwirklicht. Er übersetzt das Symbol der Regenbogenfahne in eine dreidimensionale, begehbare Skulptur. Der 3,10 Meter hohe Bogen ist in der Mitte so gefaltet, dass sich zwei Hälften ergeben; die eine ist bunt gestaltet, die andere silberfarben. Der Schriftzug „Zum Gedenken an die Opfer des § 175 STGB“ erinnert an die Menschen, die durch den von 1872 bis 1994 gültigen Paragrafen 175 des Strafgesetzbuchs verfolgt und in der NS-Zeit ermordet wurden. Die Skulptur wirft einen Schatten auf den Boden, der je nach Tageszeit und Lichteinfall eine Herzform bildet als Symbol für Trauer und Mitgefühl mit den Opfern. Im Akt des Durchschreitens des Bogens können Solidarität, Trauer und Gedenken an die Opfer öffentlich bekundet werden.

Die Gestaltung des Mahnmals wurde in einem zweistufigen, künstlerischen Wettbewerb ermittelt. In der ersten Stufe wählte die Jury aus den rund vierzig Bewerbungen fünf Entwürfe aus. Der Jury gehörten neben Oberbürgermeister Partsch die Vorsitzende des Kulturausschusses, Hildegard Förster-Heldmann, Kulturreferent Ludger Hünnekens, Martin Benn vom Evangelischen Dekanat Darmstadt-Stadt, Markus Jöckel von der ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche, Leon J. Reinel vom Verein Vielbunt und Christine König als Vertreterin des Berufsverbands Bildender Künstler an.

Die in der engeren Wahl verbliebenen Beiträge wurden in der zweiten Wettbewerbsstufe auf der Bürgerbeteiligungsplattform der Wissenschaftsstadt Darmstadt öffentlich vorgestellt. Das Votum der Bürgerinnen und Bürger ist in die finale Entscheidung der Jury eingeflossen.

Zum Künstler

Der Würzburger Künstler Matthias Braun, 1974 geboren, arbeitet als Architekt und bildender Künstler. 2010 erhielt er den Preis für Junge Kultur der Stadt Würzburg, 2014 den Kulturförderpreis der Stadt Würzburg. Braun nahm an zahlreichen Kunstwettbewerben teil und errang mehrere Erste Preise. Realisierte Arbeiten im Öffentlichen Raum sind unter anderem die „Gedenkstätte zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus“ in Schwetzingen (2012), die Skulptur „Dauerparker“ am Kunstpfad Mainvorland Rüsselsheim (2016) und das „Gedenkzeichen Mettmann“ für die Opfer des Nationalsozialismus in Mettmann (2017).

(PS)

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