Der Kreis Groß-Gerau wirbt für eine Medizinische Soforthilfe nach einer Vergewaltigung

Jede Vergewaltigung ist ein medizinischer Notfall: Darauf weisen derzeit Großplakate in den Kreiskommunen hin, wie hier am Groß-Gerauer Bahnhof. Judith Kolbe, Leiterin des Büros für Frauen und Chancengleichheit der Kreisverwaltung, und Erster Kreisbeigeordneter Adil Oyan stehen für diese Kampagne, die das Projekt „Soforthilfe nach Vergewaltigung“ von Kreis und GPR Klinikum Rüsselsheim noch bekannter machen will. Foto: Kreisverwaltung

Großplakate in allen Kommunen

KREIS GROSS-GERAU – Das Projekt Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung besteht seit Dezember 2021 im Kreis Groß-Gerau und wird aktuell in allen Kreiskommunen mit großen Plakaten beworben. Bei dem Projekt kooperiert das Büro für Frauen und Chancengleichheit der Kreisverwaltung Groß-Gerau mit dem GPR Klinikum in Rüsselsheim.

Gemeinsam möchte man eine Versorgungslücke schließen: Menschen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, können sich nun im GPR Klinikum Rüsselsheim sowohl medizinisch versorgen lassen als auch die Spuren einer Vergewaltigung gerichtsfest sichern lassen, ohne dass eine polizeiliche Anzeige erfolgen muss. „So können die Opfer der Gewalttat auch später noch entscheiden, ob sie Anzeige erstatten möchten. Zudem haben die Frauen die Möglichkeit, Beratung durch den Verein Frauen helfen Frauen zu erhalten“, sagte Erster Kreisbeigeordneter Adil Oyan beim Fototermin am Bahnhof Dornberg, wo eines der Plakate aufgehängt wurde.

Der Landkreis Groß-Gerau möchte mit dem Angebot zum einen die medizinische Versorgung nach einer Vergewaltigung – auch für Menschen ohne Versicherungsschutz – sicherstellen. Außerdem geht es darum, die oft im Verborgenen bleibenden Gewalttaten stärker ans Licht zu bringen und Opfern entsprechend besser helfen zu können. Die Versorgung ist vertraulich, eine Anzeige erfolgt nicht – weder durch die Klinik, eine Praxis oder „Frauen helfen Frauen“.

Die enge Vernetzung von Verwaltung, Klinik, Politik, Rechtsmedizin und Beratungsstellen soll Hürden abbauen. Betroffene Menschen bleiben häufig medizinisch unversorgt – zum Teil, weil sie Sorge haben, dass gegen ihren Willen eine Anzeige erstattet wird. Diese Lücke soll mit dem Modellprojekt geschlossen werden. Erfolge sind bereits zu verzeichnen: Menschen aus dem Kreis Groß-Gerau nehmen die Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung immer häufiger in Anspruch.

Damit das Angebot in der Öffentlichkeit präsent bleibt, wirbt das Büro für Frauen und Chancengleichheit regelmäßig mit Kampagnen für die Versorgungsstruktur. So nun auch zwischen Oktober und Dezember 2023 mit den Großplakaten in allen Kommunen des Kreises Groß-Gerau. Der Kreis wird dabei unterstützt vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration.

(PS)

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