Darmstadt: Wirtschaft kommt nicht vom Fleck

Energiepreise weiterhin ein Risiko

DARMSTADT – Konjunkturumfrage der IHK Darmstadt im Frühsommer zeigt: Die erhoffte Aufwärtsbewegung ist ausgeblieben. Die Geschäfte der Unternehmen laufen sogar etwas schlechter als zu Jahresbeginn. Aus Sicht der Wirtschaft sind viele Probleme weiter ungelöst. 

Konjunkturell geht es in Südhessen weder vor noch zurück. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar, für die sie rund 900 Unternehmen aus der Region befragt hat. Während sich die Industrie behaupten kann, kämpfen die Dienstleister und vor allem die Einzelhändler mit der Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Im Baugewerbe ist der Auftragseingang zum zweiten Mal, in der Industrie zum vierten Mal in Folge rückläufig. So gut wie kein Wirtschaftszweig sieht Licht am Ende des Tunnels.

Geschäftsklimaindex unter Wachstumsschwelle

Der IHK-Geschäftsklimaindex fasst Lage und Erwartung der Unternehmen zusammen. Gegenüber Jahresbeginn 2023 verliert der Index zwei Punkte, er beträgt jetzt 98 Punkte. „Wir sehen Stagnation“, resümiert Robert Lippmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar. „Vor allem im Einzelhandel läuft es nicht rund. Die Kunden halten ihr Geld zusammen. Und über alle Wirtschaftszweige hinweg bereiten Energiekosten und Fachkräftemangel den Unternehmen Sorgen“, ergänzt Lippmann.

Aktuell beurteilen 23 Prozent der befragten Unternehmen in Südhessen ihre Lage als gut, 61 Prozent als befriedigend, 16 Prozent als schlecht. Gegenüber Jahresbeginn verliert der Saldo aus zufriedenen und unzufriedenen Unternehmen fünf Punkte, er liegt jetzt bei plus sieben Prozentpunkten. Beim Blick auf die kommenden Monate sind die Unternehmen weiterhin pessimistisch. Nur 16 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der Situation, eine Mehrheit von 58 Prozent ist davon überzeugt, dass es so bleibt wie es ist. Jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) befürchtet eine weitere Verschlechterung. Damit beträgt der Erwartungssaldo unverändert minus zehn Prozentpunkte. „Die negativen Zukunftserwartungen sind ein Alarmsignal. Sie schlagen auf die Investitionen der Unternehmen durch“, erläutert Hauptgeschäftsführer Lippmann. IHK-Konjunkturexperte Dr. Peter Kühnl ergänzt: „Die Unternehmen investieren derzeit nicht viel, und wenn sie es tun, dann sind es vor allem Ersatzinvestitionen.“ Für die aktuellen Herausforderungen, nämlich demografischer Wandel, Digitalisierung und die Energiewende, sei das zu wenig.

Wie in den Vorumfragen nennen die Unternehmen die Energie- und Rohstoffpreise als größtes Risiko für die weitere Entwicklung. Im Vergleich zum Jahresbeginn ist die Risikowahrnehmung etwas gesunken, denn auch die Energiepreise haben nochmals nachgegeben. In der Industrie nennen aber noch acht von zehn Unternehmen die Energiepreise als Hauptsorge. „Es bleibt dabei: Deutsche Unternehmen haben bei den Energiekosten gegenüber dem Ausland einen Preisnachteil“, mahnt Robert Lippmann. „Unstrittig ist, dass wir beim Ausbau der erneuerbaren Energien an Tempo zulegen müssen. Wir müssen aber auch darauf achten, dass Energie bezahlbar bleibt, sonst werden deutsche Unternehmen international abgehängt.“ Das vom Bundeswirtschaftsministerium vorgelegte Konzept für einen wettbewerbsfähigen Industriestrompreis zeige, dass die Politik das Problem zumindest im Grundsatz verstanden hat. „Von dem Vorschlag würden aber nur energieintensive Unternehmen profitieren. Tatsächlich muss es darum gehen, das Problem hoher Strompreise für alle Unternehmen zu lösen. Wenn das gelingt, werden am Ende auch die Verbraucher und damit die Kaufkraft profitieren“, führt Lippmann aus.

(PS)

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein