Bettleroper als freche Parodie

BüchnerBühne gastiert im Landratsamt

Kreis Groß-Gerau  – Der Landrat hat es möglich gemacht: Da die aktuellen Corona-Auflagen in der BüchnerBühne in Leeheim nur 17 Personen und maximal drei Schauspieler zulassen, war das Riedstädter Theater auf der Suche nach einem Spielort, der auch die Aufführung größerer Produktionen erlaubt. Nun gibt es ein Gastspiel im Georg-Büchner-Saal des Landratsamtes Groß-Gerau. Erstmalig am Freitag, den 12. Juni, und am Samstag, 13. Juni, zeigen die BüchnerBühne und das Absinto Orkestra dort Christian Suhrs Neubearbeitung der Bettleroper frei nach John Gay. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr, die Hausöffnung eine Stunde vorher.

Die Vorlage zu Brechts „Dreigroschenoper“ hat fast 300 Jahre auf dem Buckel – aber seit der Premiere in der Leeheimer BüchnerBühne vor einem Jahr präsentierte sich die „Bettleroper“ in bisher stets ausverkauften Vorstellungen frisch und frech als Opernparodie und beißende Gesellschaftssatire.
Bühnenleiter Christian Suhr hat sich in seiner Inszenierung eng an der 1728 in London uraufgeführten „Beggar’s Opera“ von John Gay orientiert, die Musik für seine Bettleroper aber komplett neu arrangiert und komponiert. Tatkräftig unterstützt wurde er von Mitgliedern des Absinto Orkestra. Die Musiker der Balkan-Beat-Band spielen nicht nur gewohnt temperamentvoll auf, sondern bereichern das quirlige Bühnengeschehen auch als Bandenmitglieder aus Peachums Bettlersyndikat. Der Hausmusiker der BüchnerBühne wiederum, Bastian Hahn, greift zu Akkordeon und akustischer Gitarre.

Personal und Handlung sind aus der „Dreigroschenoper“ bekannt: Geschäftsmann Mr. Peachum (Erich Schaffner) hat ein straff durchorganisiertes und auf Gewinnmaximierung ausgerichtetes Bettlerimperium aufgebaut. Wer nicht mehr genug Geld ranschafft, wird gewinnbringend an Polizeidirektor Lockit (Alexander Valerius) verraten. Das lukrative System gerät in Gefahr, als sich Töchterchen Polly (Aylin Kekec) in Gegenspieler und Weiberheld Captain Macheath (Oliver Kai Müller) verliebt und so dämlich ist, ihn gleich zu heiraten. „Die Ehe ist die kostspieligste Plage auf der ganzen Welt“, giftet die entsetzte Mutter (Mélanie Linzer).

Doch Peachum wäre nicht der gerissene Geschäftsmann, wenn er nicht schnell die monetären Vorteile dieser Verbindung sehen würde: Wenn er Macheath verpfeift, ist er einen Konkurrenten los, streicht das Kopfgeld ein und macht die Tochter zur reichen Witwe. Ob das gelingt?

Das Publikum kann sich überraschen lassen und die Bettleroper in einer extra für den Büchnersaal eingerichteten Variante erleben. Sie trägt den derzeitigen Hygiene-Auflagen Rechnung und ermöglicht gleichzeitig ein unterhaltsames Musiktheatererlebnis. Es gibt noch Karten an der Abendkasse.

ggr

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