André Leipold: Profidebüt zwischen den Extremen

André Leipold bei seinem ersten Spiel für die Lilien. Foto: Arthur Schönbein

Erst fast der Ausgleich, dann ein Eigentor

Wie schmal der Grat zwischen Erfolg und Misserfolg im Profifußball sein kann, hat André Leipold bei seinem Zweitliga-Debüt in Nürnberg am eigenen Leib erfahren: In der 84. Minute verfehlte der 20-Jährige nach einer Ablage von Phillip Tietz das Tor nur knapp. Mit der letzten Aktion der Nachspielzeit später stolperte der Offensivspieler dann einen Ball aus vollem Lauf zum 1:3-Endstand ins eigene Tor.

Statt „Ausgleichsheld von Nürnberg“ steht nun ein „Eigentor beim Debüt“ über seinem ersten Profispiel-Kapitel. Wobei man zu Leipolds Ehrenrettung sagen muss, dass die Partie mit größter Wahrscheinlichkeit auch ohne sein Eigentor verloren gegangen wäre. Und auch seine Kollegen vergaben hochkarätige Chancen.

Straßenfußballer auf dem zweiten Bildungsweg

In der Winterpause hatten die Lilien den 20-Jährigen von Wacker Burghausen ans Böllenfalltor gelockt. Eine Investition für die Zukunft sollte der Spieler sein. In der Hinserie hatte er in der Regionalliga Süd neun Treffer erzielt und damit auch die Aufmerksamkeit anderer Vereine geweckt. Ein Straßenfußballer, der als Jugendlicher zwar bei großen Vereinen wie Bayern München oder RB Salzburg im Blickfeld gestanden hatte, sich aber nicht auf direktem Weg durchsetzen konnte.

Die ersten Wochen liefen unter der Überschrift „Eingewöhnungszeit“. Trainer Torsten Lieberknecht, der Leipold persönlich von dem Wechsel überzeugt hatte, sprach davon, dass sich der Spieler erst akklimatisieren müsse. „Er spielt noch sehr verhalten”, sagte er nach den ersten Eindrücken Mitte Januar über Leipold. “Er ist noch zu sehr im Respekt-Modus unterwegs, um einer Zweitliga-Mannschaft anzugehören.“

André Leipold braucht noch mehr Eingewöhnungszeit

Doch in den vergangenen Wochen arbeitete sich Leipold zunehmend ans Team heran. Zuletzt hatte Lieberknecht den jungen Angreifer bereits mit der Mannschaft vor dem Spiel ins Hotel mitgenommen, ohne ihn für den Spieltagskader zu nominieren. Er sollte Abläufe und Vorbereitung rund um ein Spiel kennenlernen. Im Spitzenspiel bei Nürnberg stand er dann überraschend im Kader und wurde – für manche noch überraschender – nach einer Stunde eingewechselt.

Es war die Phase, in der die Lilien die Kontrolle des Spiels übernommen und gerade den Ausgleich erzielt hatten. Lieberknecht hatte sich dafür entschieden, in Leipold und Mathias Honsak zwei neue Flügelspieler zu bringen. Anders als in vielen Spielen davor zogen die Joker bei den Lilien diesmal jedoch nicht.

Honsak legte Luca Pfeiffer mit starker Vorarbeit einen Ball auf, den dieser nicht im Tor unterbringen konnte. Leipold setzte in der Offensive nicht nur mit seinem Schuss einige Akzente, wie auch Lieberknecht später nochmals betonte: „Er hat gezeigt, welches Potenzial in ihm steckt.“ In der Defensive war Leipold die fehlende Routine allerdings in einigen Situationen noch deutlich anzumerken, auch wenn man das unglückliche Eigentor ausklammert. Die Eingewöhnungszeit ist eben noch lange nicht vorbei.

Von Stephan Köhnlein

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